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1947 - 1948

„Alles Wasser musste draußen an der Pumpe geholt werden.“

 

Z Am 8. Mai 1945 geht mit der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches der Zweite Weltkrieg zu Ende. Dem Kriegsende vorausgegangen waren zwölf Jahre nationalsozialistische Diktatur, eine Zeit, die gekennzeichnet war durch die Zerstörung menschlichen Lebens sowie humaner und materieller Werte. Die Leidtragenden von Diktatur, Krieg und Kriegsfolgen sind von allen Dingen die Kinder. Viele von ihnen haben Eltern und Geschwister verloren. Familien, die ausgebombt oder vertrieben wurden, leben in primitiven Notunterkünften. Ein Mangel an allem, was zum Leben notwendig ist, prägt den Nachkriegsalltag. Die Erlebnisse von Diktatur und Krieg haben in den Seelen der Menschen Spuren hinterlassen. Hilflosigkeit, überfordert sein im Regeln zwischenmenschlicher Konflikte, Aggressionen und gewalttätiges Verhalten sind in vielen Familien und anderen gesellschaftlichen Gruppen traurige Normalität.

C 1947

Aufgrund der großen Not vieler Kinder – darunter Kriegswaisen, Flüchtlingskinder und so genannte Besatzungskinder – beschließen der Katholische Fürsorgeverein für Mädchen, Frauen und Kinder und der Caritas-Verband der Diözese Münster, das Kinderheim in Handorf neu zu eröffnen. Mit Zustimmung der alliierten Behörde übergibt der Treuhänder für ehemaliges Wehrmachtsgut Gebäude und die Hälfte der ehemaligen Ländereien in Miete und Pacht an das Vinzenzwerk Handorf e.V. Während des Zweiten Weltkrieges war das Flugplatzgelände mehrfach bombardiert worden, so dass die Räumlichkeiten des ehemaligen Waisenhauses zur Hälfte zerstört sind. Ebenso weisen die von der Wehrmacht errichteten Gebäude starke Schäden auf. Am 15. Oktober kommen Schwestern Unserer Lieben Frau nach Handorf. Der Anfang ist sehr mühsam, da fast alles Notwendige fehlt. Dennoch werden im Dezember die ersten drei Kinder (Flüchtlinge) aufgenommen.

C 1948

„Alles Wasser musste draußen an der Pumpe geholt werden, für das Baden, für die Wäsche, für die Toiletten, und heißes Wasser musste alles vom Herd in der Küche kommen. (...) Die Kinderwäsche wurde auf dem Herd gekocht und nachts in der Küche zum Trocknen aufgehängt. Im Sprechzimmer wurde das Bunkeröfchen tüchtig geheizt und dann dort alles voll Wäsche gehängt.“ (Annalen der Schwestern Unserer Lieben Frau vom 21. Januar 1948).

Am 9. März 1948 wird in der Küche eine Handpumpe installiert, so dass das Wasser nicht mehr von draußen geholt werden muss. Eine Waschküche fehlt weiterhin. Die Schwestern waschen die schmutzige Wäsche der Kinder zunächst in einer Waschanstalt in Münster. Dann erlaubt ihnen das Haus Hornheide, alle drei Wochen in ihrer Einrichtung zu waschen. Der Transport der Wäsche erfolgt mit Pferd und Wagen.

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