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Runder Tisch

Runder Tisch

 

Die zunehmende Demokratisierung der Gesellschaft führt dazu, dass in den letzten Jahren Themen öffentlich werden, über die viele Jahrzehnte geschwiegen wurde. Dies betrifft auch die negative Seite der Heimerziehung in der Bundesrepublik Deutschland in den 1950-er und 1960-er Jahren. Ehemalige Heimkinder berichten in den letzten Jahren verstärkt über erlittenes Leid und Unrecht.

2006

Das Buch des Journalisten Peter Wensierski: „Schläge im Namen des Herrn“ berichtet über Missstände in der westdeutschen Heimerziehung in den 1950-er und 1960-er Jahren. Als Folge erscheinen verstärkt Berichte in den Medien, die Leid- und Unrechtserfahrungen ehemaliger Heimkinder thematisieren.

2008

In Zusammenarbeit mit einer Forschergruppe an der Universität Bochum und durch Förderung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), des Diakonischen Werks der EKD, der Deutschen Bischofskonferenz, des Deutschen Caritasverbands und der Deutschen Ordensoberen-Konferenz als Drittmittelgeber und Kooperationspartner entsteht ein Forschungsprojekt, das gezielt die konfessionelle Heimerziehung in der Bundesrepublik Deutschland nach 1945 bis zur Mitte der 1970-er Jahre untersucht (vgl.: Wilhelm Damberg / Bernhard Frings / Traugott Jähnichen / Uwe Kaminsky (Hrsg.): Mutter Kirche – Vater Staat? Geschichte; Praxis und Debatten der konfessionellen Heimerziehung seit 1945. Münster 2010; Bernhard Frings und Uwe Kaminsky: Gehorsam – Ordnung – Religion. Konfessionelle Heimerziehung 1945–1975. Münster 2011).

2009

Anfang 2009 erfolgt unter dem Vorsitz der ehemaligen Bundestagspräsidentin Antje Volmar die Einrichtung eines „Runden Tisches“. Vertreter und Vertreterinnen ehemaliger Heimkinder sowie von Ministerien, Kirchen und Wohlfahrtsverbänden beraten eine „Aufarbeitung“ der Heimerziehung unter den damaligen rechtlichen, pädagogischen und sozialen Bedingungen“ sowie Fragen einer möglichen Entschädigung.

2010

Die katholische Kirche wird mit Vorwürfen über sexuellen Missbrauch durch Geistliche konfrontiert. Auch einige ehemalige Heimkinder aus dem Vinzenzwerk berichten der Presse und dem Vinzenzwerk gegenüber von sexuellem Missbrauch durch einen Priester in den 1950-er Jahren. Weiterhin gibt es Vorwürfe über körperliche Züchtigungen und Misshandlungen durch Erzieherinnen in den 1950-er und 1960-er Jahren. Heimleitung und Vorstand des Vinzenzwerkes wollen zur Klärung beitragen. Sie bieten Betroffenen an, Einsicht in ihre Akten zu nehmen und bei Antragstellungen für Entschädigungen zu helfen. In einer Pressekonferenz im März 2010 entschuldigt sich das Vinzenzwerk öffentlich bei allen möglichen Opfern von sexuellem Missbrauch und Misshandlungen. Im Internet (www.kirchensite.de/aktuelles/dokumentiert 2100/erklaerung-ulf-1003) veröffentlichen die „Schwestern Unserer Lieben Frau“ eine Stellungnahme zu den Vorwürfen und entschuldigen sich für das erlittene Leid und Unrecht, das Kinder und Jugendliche in von ihnen geführten Häusern erlebt haben.

2011

Mit der Übergabe eines Abschlussberichtes an den Bundestag beendet der Runde Tisch Heimerziehung im Januar 2011 seine Arbeit. Die im März 2011 eingerichtete Anlaufstelle Heimerziehung in den 1950-er und 1960-er Jahren will zur Umsetzung der Lösungsvorschläge beitragen.

2012

Der LWL veröffentlicht das Buch: „Quellen zur Geschichte der Heimerziehung in Westfalen 1945–1980“. Die von dem Historiker Matthias Fröhlich herausgegebene Textsammlung  beschreibt die Geschichte der Sozialpädagogik in Westfalen-Lippe und benennt Missstände in den westfälischen Kinder- und Erziehungsheimen nach 1945.

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