Westfälische Pflegefamilien - Lebenswegbegleiter

Das Konzept des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) „Westfälische Pflegefamilien“ unterstützt seit 25 Jahren Kinder und junge Menschen in ihrer Entwicklung, die aus verschiedenen Gründen nicht bei ihren Eltern, in ihrer Familie aufwachsen können. Wenn Sie auf dieser Seite gelandet sind, dann wohnt in Ihnen der Wunsch, einem solchen Kind ein Zuhause, eine liebevolle Umgebung zu bieten.

 

 

Wir wollen Pflegefamilie sein!

Dieser Wunsch kann ganz unterschiedlichen Quellen entspringen: Vielleicht leben Sie seit Jahren Familie erfolgreich und möchten einem weiteren Kind von Ihrem Familienglück abgeben. Oder Ihre Lebenssituation gestaltet sich so, dass auf natürlichem Weg kein Nachwuchs möglich ist.

Aus welchem Wunsch auch immer heraus Sie sich für die Westfälische Pflegefamilie interessieren: Willkommen! Schön, dass Sie hier sind!

Jede Familie ist besonders – jedes Pflegekind ist besonders. Viele Informationen sind daher befriedigend nur im persönlichen Gespräch zu vermitteln. Um Ihnen dennoch einen ersten Eindruck vom Konzept und von uns als Träger zu vermitteln, beantworten wir Ihnen hier einige erste Fragen. Mehr Infos finden Sie auf den Seiten des LWL.

 

 

Was ist eine „Westfälische Pflegefamilie“ (WPF)?

WPF sind besonders geeignete Pflegefamilien, die ihre Stärke darin sehen, besonders entwicklungsbeeinträchtigten Kindern und Jugendlichen einen familienähnlichen Lebensort zu bieten. Die WPF haben aufgrund der oft stark belasteten Lebenswege des Pflegekindes einen hohen Bedarf an intensiver pädagogischer Begleitung. WPF sind Familien, Paare oder Einzelpersonen.

 

 

Westfälische Pflegefamilien werden durch freie Träger der Jugendhilfe begleitet – das Vinzenzwerk ist einer davon. Damit gehören wir zum bundesweit größten Trägerverbund der Vollzeitpflege mit einheitlichen Qualitätsmerkmalen.

 

 

Was hat ein Kind davon, in eine Westfälische Pflegefamilie aufgenommen zu werden?

Eine Westfälische Pflegefamilie bietet Kindern

  • gute Entwicklungschancen
  • verlässliche Beziehungsstrukturen
  • natürliche Sozialisations- und Lernbedingungen

Kurz: ein Zuhause. Vielleicht hatten Sie immer ein Zuhause, in dem Sie sich geborgen, angenommen, geliebt, beschützt und gefördert gefühlt haben. Dann können Sie sich vorstellen, wie wertvoll ein sicherer Lebensort für ein Kind sein kann.

Wenn Sie sich für das Konzept der Westfälischen Pflegefamilie entscheiden und ein Kind vermittelt werden soll, für das Sie passenden Pflegeeltern sein können, wechselt dieses nach einer sorgsamen Anbahnung von drei bis sechs Monaten in Ihre Familie. Der junge Mensch ist also genauso in diese Entscheidung involviert wie Ihre gesamte Familie.

 

 

Was leistet das Vinzenzwerk?

Die Beratungsfachkräfte im Vinzenzwerk sind an ihrer Seite vom Moment des ersten Interesses bis zur Beendigung Ihrer Tätigkeit als Westfälische Pflegefamilie. Unsere Aufgaben sind:

Vorbereitung und Fortbildung der Bewerberfamilien
Vermittlung der Kinder und Jugendlichen in die Familie
Begleitende Familienberatung z. B. in den Bereichen:
Integration des Pflegekindes in das bestehende Familiensystem und das weitere soziale Umfeld
Annahme des Kindes mit seinen Bedürfnissen, Ängsten, seiner Lebensgeschichte
Gestaltung einer kindorientierten Atmosphäre zur Entwicklung der emotionalen Stabilität und eines positiven sozialen Verhaltens
Biographiearbeit (das Kind darf seine Geschichte kennenlerne)
Vorbereitung auf eine selbständige Lebensführung und eine aktive Alltags- und Freizeitgestaltung
Begleitung (auch bzgl. bürokratischer Anforderungen), Beratung und Krisenintervention
Zusammenarbeit und Begleitung von Umgangskontakten mit der Familie, in die es geboren wurde
Zusammenarbeit mit den Jugendämtern und den am Erziehungsprozess beteiligten Institutionen

Darüber hinaus bieten wir Gruppenangebote für Westfälische Pflegefamilien, denn die Vernetzung der Familien untereinander und der Austausch sind eine wichtige Unterstützung in der täglichen Erziehung.

Lernen Sie unsere Familienberater/innen kennen!

 

Kann ich auch als Alleinerziehende/r oder in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung Westfälische Pflegefamilie werden?

Ja. Das Konzept der Westfälischen Pflegefamilien schließt alle Formen von Familie sowie Einzelpersonen ein. Auch Familien mit Migrationshintergrund können Westfälische Pflegefamilie werden.

Muss ich Pädagoge oder Pädagogin sein, um Westfälische Pflegefamilie werden zu dürfen?

Unser Ziel ist es, dem jeweiligen Kind oder Jugendlichen die Familie zu geben, die es für eine gute Entwicklung braucht. Umgekehrt ist es uns ein Anliegen, Sie mit einem Kind oder Jugendlichen zusammenzubringen, dem Sie geben können, was Sie zu geben haben.

Je nachdem, wie sich der besondere Unterstützungsbedarf des betreffenden Kindes oder Jugendlichen gestaltet, werden von uns Personen ausgewählt, die über eine besondere Eignung und ggf. über eine fachliche Qualifikation verfügen – etwa eine pädagogische oder medizinische Ausbildung. Eine generelle Voraussetzung ist eine solche Ausbildung jedoch nicht.

Ob Sie als Westfälische Pflegefamilie geeignet sind oder wie Sie sich als solche qualifizieren können, besprechen wir gerne mit Ihnen. Denn unsere Aufgabe als Träger ist es auch, Menschen, die Westfälische Pflegefamilie sein wollen, auf diese Aufgabe intensiv vorzubereiten und sie dafür zu schulen.

Darf ich schon eigene Kinder haben?

Ja. Eigene Kinder zu erziehen oder erzogen zu haben, kann hilfreich sein, um einschätzen zu können, welche zusätzlichen Aufgaben Sie sich als Westfälische Pflegefamilie zutrauen. Mit anderen Kindern aufzuwachsen kann außerdem sehr bereichernd sein für Ihr zukünftiges Pflegekind. Und auch leibliche Kinder können vom neuen Geschwisterkind profitieren. Deswegen heißt das Konzept Westfälische Pflegefamilie und nicht Westfälische Pflegeeltern. In die Entscheidung für ein Pflegekind wird daher auch die gesamte Familie einbezogen und auch unsere Betreuung und Beratung bezieht sich auf das gesamte System Familie.

Ist es teuer, Westfälische Pflegefamilie zu sein?

Wer Westfälische Pflegefamilie werden möchte, muss finanziell stabil dastehen: Ein Pflegekind aufzunehmen, darf nicht der finanziellen Konsolidierung des Haushalts dienen. Angemessene Kosten, die durch den täglichen Bedarf und die Erziehung des Pflegekindes entstehen, werden erstattet. Wie genau das Pflegegeld funktioniert und wie Fragen bzgl. Versicherungen, Kindergeld, Elternzeiten etc. geregelt sind, klären wir am einfachsten im persönlichen Gespräch. Hier lassen sich auch Beispielrechnungen anstellen, die Ihnen Orientierung bieten.  

Muss ich ein Haus besitzen?

Nein. Das Kind, das Sie aufnehmen, hat ein Recht auf ein eigenes Zimmer. Hausbesitzer müssen Sie nicht sein. Auch die Einschätzung der räumlichen Voraussetzungen ist Teil unserer Beratung und Vorbereitung.

Muss ich meine Arbeit aufgeben?

In der Regel ist die Tätigkeit als Westfälische Pflegefamilie gut vereinbar mit einer Erwerbstätigkeit. Auch hier kommt es natürlich auf das individuelle Kind und seinen Unterstützungsbedarf an. Daher setzen wir uns in der Beratung und Vorbereitung intensiv mit Ihren Vorstellungen auseinander.

Was hat das Kind erlebt, das in eine Westfälische Pflegefamilie kommt?

Es gibt verschiedene Gründe, aus denen Eltern nicht dauerhaft gut für ihr Kind sorgen können. Die Kinder und Jugendlichen, die in Westfälischen Pflegefamilien leben, bringen ihre eigene Geschichte mit – jede ist anders.

Häufig haben die Kinder und Jugendlichen belastende Erfahrungen gemacht. Doch solche Erfahrungen müssen ein Leben nicht ausschließlich beeinflussen: Sie haben die Chance, diesem Kind oder Jugendlichen neue Erfahrungen zu vermitteln. Und als Träger sind wir immer wieder beeindruckt davon, wie stark und förderlich sich ein stabiles, liebevolles Umfeld auf die Entwicklungschancen von Kindern und Jugendlichen auswirkt.

Die individuellen Bedarfe eines Pflegekindes kommunizieren wir transparent und offen. Auch Kinder und Jugendliche mit Behinderungen können in Westfälische Pflegefamilien aufgenommen werden.

Was ist mit den leiblichen Eltern?

Auch, wenn das Pflegekind bei Ihnen seinen Lebensmittelpunkt finden darf, bleiben die Eltern und Familie, in die es geboren wurde, ein wichtiger Teil seiner Geschichte. Für eine gesunde Identitätsentwicklung und zur Stabilisierung des Pflegeverhältnisses wird es hilfreich sein, dieser Geschichte einen Platz zu geben und Kontakte zu seinen Eltern ggf. Geschwistern zu ermöglichen.

Eine Beziehung zu seiner Herkunftsfamilie zu haben, ist wichtig für ein Kind, um seine Identität zu finden. Sie jedoch werden die Familie sein, bei der es morgens aufwacht und abends einschläft, mit der es täglich am Tisch sitzt und seinen Tag teilt. Voraussetzung für Erziehung ist Beziehung – und die zu gestalten, darin unterstützen wir Sie.

Lebt das Kind für immer bei mir?

Es ist Ziel, dass Ihr Pflegekind mit dem Erwachsenwerden ein selbstständiges und eigenverantwortliches Leben führt oder eine entwicklungsentsprechende Anschlussmaßnahme gefunden wird. Für Kinder mit Behinderung kann dies bedeuten, dass sie mit dem Erwachsenenalter z. B. in eine Einrichtung für erwachsene Menschen mit Behinderung aufgenommen werden.

Die Erfahrung zeigt, dass Westfälische Pflegefamilien ein Kind bis zur Verselbstständigung betreuen. Stabilisiert sich die Familie, in die das Pflegekind geboren wurde, in einem angemessenen Zeitraum ausreichend, kann eine Rückführung des Kindes angestrebt werden. Bei der Vorbereitung auf Ihre Tätigkeit als Westfälische Pflegefamilie werden Ihre Vorstellungen und Bedürfnisse eingehend besprochen und bei der Wahl des Kindes berücksichtigt.

Gerade wenn ein sehr junges Kind in Ihre Familie kommt, können manche Unterstützungsbedarfe erst im Verlauf des Miteinanderlebens erkennbar werden. Inwiefern der neu entstehende Bedarf von Ihnen aufgefangen werden kann und welche zusätzliche Unterstützung Sie dann benötigen, besprechen wir zum gegebenen Zeitpunkt mit Ihnen gemeinsam.

Wann treffe ich die Entscheidung, WPF zu sein?

Wenn Sie so weit sind. In der Vorbereitungszeit von rund einem halben Jahr werden Sie von uns intensiv auf Ihre Aufgabe vorbereitet, Westfälische Pflegefamilie zu werden. Sie werden erfahren, welche Bedeutung dies für Sie und Ihre ganze Familie haben wird. Dieser Zeitraum dient auch als Zeit der Reflexion und Entscheidungsfindung, ob das Konzept der Westfälischen Pflegefamilie das richtige für Sie ist. Erst mit Abschluss dieser Vorbereitung sagen Sie definitiv Ja zu dem Konzept. Dann beginnt unsere Aufgabe, das passende Pflegekind für Ihre Familie zu finden. Bevor das Kind zu Ihnen wechselt, begleiten wir die sorgsame Anbahnung in einem Zeitraum von drei bis sechs Monaten.

Werde ich kontrolliert?

In der Vorbereitung auf die Tätigkeit als Westfälische Pflegefamilie lernen nicht nur Sie, welche Aufgaben, Rechte und Pflichten Sie und Ihr zukünftiges Pflegekind haben. Auch wir lernen Sie kennen. So entsteht bereits vor Aufnahme Ihrer Tätigkeit ein Vertrauensverhältnis, auf dem letztlich auch Ihre Entscheidung für das Konzept der Westfälischen Pflegefamilie aufbaut. Um Ihre Familie als Pflegefamilie und sicheren Ort für Ihr zukünftiges Pflegekind zu erhalten, implementieren wir zusammen mit dem Kind und Ihnen ein individuelles Schutzkonzept.

Als Ihre Familienberater wünschen wir uns ein ehrliches und offenes Miteinander. Deshalb erhalten Sie Ihre/n persönliche/n Familienberater/in. Er oder sie wird Sie je nach Beratungsschlüssel alle vier bis acht Wochen zuhause besuchen. Neben diesen regelmäßigen Treffen ist Ihr/e Familienberater/in außerdem jederzeit ansprechbar und berät Sie auch außerhalb der regelmäßigen Besuche nach Bedarf. Gerade in der Anfangszeit und anderen Krisenzeiten kann dies sehr hilfreich sein. Wir Familienberater/innen haben die Aufgabe Sie über den Zeitraum der Hilfe kontinuierlich zu begleiten und zu beraten und halten ebenso (neben dem Jugendamt) die Fachaufsicht über den Schutz des Kindes. Das bedeutet, dass wir darauf aufmerksam machen, wenn die Rechte des Kindes nicht geachtet werden, dass wir gemeinsam mit Ihnen nach Lösungen suchen und ggf. das zuständige Jugendamt hinzuziehen.

In jährlichen Hilfeplangesprächen werden mit dem Kind, seinen Herkunftseltern und Ihnen die Entwicklung des Kindes, besondere Herausforderungen und mögliche weitere Unterstützungsbedarfe formuliert. Als Familienberater/innen sind wir sehr frei in der Begleitung und können Empfehlungen aussprechen, welche Unterstützung Ihre Familie gerade benötigt. Über diese Empfehlung wird im Hilfeplangespräch entschieden. Diese engmaschige Begleitung ist eines der Merkmale des Konzepts, das Westfälische Pflegefamilien seit 25 Jahren sehr zu schätzen wissen. Wir vom Vinzenzwerk möchten, dass Sie jederzeit sicher sind, nicht allein mit Ihrer Aufgabe zu sein.

Ihr/e Familienberater/in berät außerdem nach dem Vier-Augen-Prinzip (Co-Beratung), das heißt, er oder sie wird durch eine Fallsupervision unterstützt.

Was passiert, wenn es mal nicht so gut läuft oder ich mich überfordert fühle?

Das Vinzenzwerk als ein Träger der Westfälischen Pflegefamilien bietet eine kontinuierliche Beratung und Begleitung Ihrer Familie bereits vor der Entscheidung und während Ihrer gesamten Zeit als Pflegefamilie.

Schon in der Vorbereitung erwerben Sie wertvolles Wissen rund um die Entwicklung von Kindern und mögliche Herausforderungen, die die Aufnahme eines Kindes, welches in einer anderen Familie geboren wurde, mit sich bringt. Durch die kontinuierliche Begleitung und Beratung einer Familienberaterfachkraft haben Sie jederzeit die Möglichkeit anzusprechen, wenn Sie etwas belastet. Gemeinsam entwickeln wir Lösungen und unterstützen Sie bei der Umsetzung.

Über unsere Notfallnummer ist außerdem immer unsere Krisenintervention zu erreichen. Innerhalb von 24 Stunden wird sich zudem eine Beratungsfachkraft bei Ihnen zurückmelden und durch schwierige Momente helfen. Um Sie bestmöglich zu unterstützen, beraten wir Sie in Krisensituationen gemeinsam mit Co-Beratung. Dies bietet einen zusätzlichen Blick von außen und unterstützt häufig durch einen Perspektivwechsel oder -erweiterung die Krisensituation bald zu entschärfen.

Ich möchte gerne ein unverbindliches Erstgespräch. Was muss ich tun?

Einfach anrufen. Wir freuen uns über Ihr Interesse und vereinbaren sehr gerne ein erstes unverbindliches Gespräch mit Ihnen.