Zum Tod von Sr. Magdalena

Am 19. September verstarb im Alter von 73 Jahren Sr. Magdalena.
Von 1977 bis 2005 war sie als Gruppenleiterin in unserer Einrichtung tätig. Sie hat sich Zeit genommen um etwas zu verstehen von den Lebensgeschichten der Kinder
und Jugendlichen, Zeit um ihnen zu zuhören. Sie hatte den Mut, Verantwortung zu übernehmen und den Kindern, Jugendlichen und den Mitarbeiter/innen mit Nähe,Wärme zu begegnen und ihnen Geborgenheit zu schenken. Wir sagen Danke für ein
gutes Miteinander und viel Gemeinsames mit ihr.

Zum Abschied lassen wir eine ihrer Betreuten zu Wort kommen.

Verabschiedung

Liebe Lena, geliebte Mutter,

seit 1986 bin ich nun bei dir. Ich habe dich mit einem Knicks begrüßt und dir die Hand gegeben. Du hast mir in der dunkelsten Stunde ein Zuhause gegeben. Ich durfte zu dir kommen mit all meinen Macken und Störungen.
Du hast zu mir gesagt: „Du bist ein Kind Gottes und Gott/Jesus liebt dich.“ Und so hast du mich gesehen. Ich wurde das erste Mal richtig gesehen!
Zwei Jahre später, 1988 kam Verena dann ins Torhaus. Sie war sehr verstört und als du sie auf den Arm nehmen wolltest hat sie dir eine gescheuert, weil sie Angst vor deiner Ordenskleidung hatte. Du hast mit viel Einfühlungsvermögen und Trick 17 (Eis) das Vertrauen von ihr bekommen. Seit dieser Zeit haben wir, deine kleinen „Püttis“,  dich nun auf Schritt und Tritt begleitet. Ich hatte es oftmals nicht leicht,  zum Beispiel in der Schule. Doch du bist dann gekommen, hast mir den Nacken gekrault und gesagt: „Nicki, Mäuschen, komm wir gehen.“ Und ich bin dir gefolgt. Du hast diese tiefe Ruhe und Zufriedenheit ausgestrahlt, die jeder der heute hier ist bestimmt kannte. Auch Familie Cramer, die du bis zuletzt betreut hast. Auf Julian warst du immer besonders stolz. Du hast einmal zu mir gesagt: „Pass auf Nicki, der Julian macht irgendwann mal Abitur, so schlau ist er.“

Die Zeit in Handorf mit dir Lena bleibt mir und Verena besonders in Erinnerung. Du, als alleinerziehende Mutter. Das hast du bestimmt nie geglaubt! Ordensschwester und Mutter sein schließt sich ja eigentlich aus. Doch du hast alles gezeigt.

 „Nein!“ Jesus hat auch niemanden ausgeschlossen. Einmal als ich nach Hause kam klebte am Kleiderschrank ein Aufkleber mit der Aufschrift „Ich bin wichtig!“, genau das wolltest du uns immer mitgeben. Du hast uns auch gezeigt, dass es wichtig ist sich selbst zu mögen. Du mochtest dich selber, warst mit dir im Reinen wie man sagt. Nur bei deinen Haaren hast du dir zum Schluss mehr Fülle gewünscht.

Besonders gerne habe ich dir zugehört wenn du Dinge aus deiner Kindheit erzählt hast…

Du warst das siebte von 14 Kindern und du bist als Einzige zuhause geboren worden. Es war Freitag der 13. Juni 1941 und weil gerade Bomben fielen, bist du zuhause auf die Welt gekommen.
Du hast uns erzählt, wie du deine kleinen Geschwister mit nach draußen nehmen musstest und du eigentlich nur spielen wolltest.
Du hast uns erzählt wie dein Papa dich aus dem Krankenhaus gerettet hat, als es dort brannte und du dort mit deinem gebrochenen Bein lagst.
Du hast uns erzählt wie du in der Schule einen Aufsatz übers Kühe melken abgeschrieben hast.
Ich könnte noch viele Geschichten erzählen und die haben mich mit dir, Lena, zusammengebracht. Du hast uns deine Menschlichkeit geschenkt.

Nicht unnahbar sondern mittendrin, das warst du Lena!

Im Glauben an Gott hast du deine Eigenständigkeit bis zum Schluss behalten. Du hast sozusagen deinen Kopf eingesetzt. Lena, du wolltest uns nicht verlassen! Jetzt bleibst du für immer bei uns, hier in unserer Mitte, in unseren Herzen! Und ich bin froh, dass ich dich auf deinem Lebensweg begleiten durfte! Ich danke dir. Ich liebe dich für immer!

Nicole