Kinder stehen im Mittelpunkt

„Es war wunder-, wunderschön. Alle Mitarbeiter haben an ihrem Platz alles richtig gemacht. Das Wetter hat mitgespielt, die Stimmung war großartig. Ein rundum gelungenes Fest.“ freute sich Schwester Mechtild Knüwer, Heimleiterin im Vinzenzwerk Handorf. Am Samstag (23. Juni) feierte das Kinderheim in Dorbaum gemeinsam mit Kindern, Jugendlichen, Mitarbeitern, Ordensschwestern, Eltern, Nachbarn, Förderern und Gästen sein 100-jähriges Bestehen. Weit über 1000 Gäste waren zum Sommerfest gekommen.

Kinder stehen im Mittelpunkt

Bunt geschmückt sind die alten Bäume des großzügigen Geländes, Kunstwerke schmücken die Parkanlage. Trampolin, Tombola, Kletterbaum, Reiten, Traktorfahren, Hüpfburg - ein breites Angebot an Spiel und Spaß ließ den Tag nicht langweilig werden. Rachel und Fabian finden, dass besonders die Kinder und Jugendlichen an diesem Festtag im Mittelpunkt stehen. „Fast alle Stände sind für uns Kinder. Sogar der Gottesdienst war locker und man konnte gut mitmachen“, so Fabian. Fabian, der 2,5 Jahre im Heim wohnte und heute bei einer Pflegefamilie lebt, wanderte anlässlich des Jubiläums mit anderen Kindern und Jugendlichen auf dem Jakobsweg. „Drei Tage zu wandern, das war mal etwas Besonderes, hat Spaß gemacht. Ich habe viele neue Leute kennengelernt, brauchte nicht zur Schule – ich würde es noch mal machen“, beschreibt der 15jährige seine Eindrücke von der 60 Kilometer langen Pilgerreise von Hasbergen nach Handorf. Pünktlich zum Festgottesdienst trafen die Pilgerer wieder im Vinzenzwerk ein.

Das Vinzenzwerk hatte auch viele Ehemalige zum Fest eingeladen. Einige kamen zum ersten Mal wieder, andere besuchen regelmäßig ihr einstiges Zuhause. Jörg Debus hat in seiner Schulzeit mit den Kindern aus der Einrichtung gespielt. „Wir gingen gemeinsam zur Schule und ich verbrachte viel Zeit auf dem Gelände. Freundschaften sind daraus entstanden – ich komme immer wieder gern hierhin“, erzählt der 45jährige, der seine heutige Frau im Heim kennengelernt und später geheiratet hat. Eine Gruppe von jungen Erwachsene fällt in der Menge besonders auf. Man grüßt sich freundschaftlich, schließt sich in die Arme. Maria Siemer kennt viele Gesichter: „Ich freue mich sehr, dass so viele Ehemalige zum Fest kommen“, sichtlich berührt zeigt sich die Erzieherin, die lange Jahre mit den Kindern im Landhaus auf dem Gelände gelebt hat.

Geladene Gäste brachten Glückwünsche und Geschenke

Noch vor 20 Jahren war Handorf weit weg, viele kannten das Vinzenzwerk nicht oder sprachen von den „armen Kindern im Waisenhaus“. Heute feiern die Nachbarn gemeinsam mit den Kindern, Jugendlichen und Mitarbeitern. Karl-Heinz und Christel Schlattman sind zum ersten Mal auf dem Gelände: „Wir sind direkt aus unserem Spanien-Urlaub auf das Fest gekommen. Es ist eine schöne Atmosphäre hier, viele Angebote werden den Kindern geboten und ich bin erstaunt, wie weitläufig und schön das Gelände ist“, beschreibt Christel Schlattmann, die mit ihrem Mann seit 30 Jahren in Handorf lebt.

Geladene Gäste überbrachten Geschenke und Glückwünsche. Oberbürgermeister Markus Lewe hatte für diesen besonderen Anlass extra seine goldene Kette aus dem Tresor entführt und bedankte sich im Namen der Stadt Münster bei den Mitarbeitern für die vor Ort geleistete Arbeit: „Mit dem Vinzenzwerk hat die Stadt Münster einen selbstbewussten Partner, der die ihm zustehenden Rechte auch einfordert – und das ist auch gut so.“ Der Oberbürgermeister brachte als Gastgeschenk ein Stadtspiel mit, das er Celine, Mitglied des Kinder- und Jugendparlaments „Community“, mit einer Einladung zum Gegenbesuch überreichte.

Weihbischof Geerlings feierte unter freiem Himmel den Festgottesdienst und ging in seiner Predigt auf das Motto des Jubiläumsjahres ein - „100 Jahre MitMenschen unterwegs“ und beschrieb die Herausforderungen, denen sich das Vinzenzwerk in seiner Geschichte stellen musste. Zum Abschluss überraschte Geelings, der dem Vinzenzwerk als Vorstandsmitglied eng verbunden war, die Gäste mit einem Fußball für die Kinder. Die Band der Jugendkirche Effatta begleitete den Gottesdienst.

Peter Frings, Vorstandsvorsitzender ließ in seiner Rede das Jubiläumsjahr mit den zahlreichen Veranstaltungen noch einmal Revue passieren: Besuch beim SC Preußen Spiel, Uraufführung des Films „Bunt, bunter, Vinzenzwerk“, Chronik für die 100jährige Geschichte, ein Bildband zur Geschichte, ein gemeinsames Fest mit dem Sportverein in Handorf und der Dialogpreis 2012. Und auch das nächste große Ereignis ist schon geplant. Im Oktober fahren die Kinder ins Eurodisneyland nahe Paris.

Text: Michaela Arlinghaus

Fotos: Harald Weichert und Laura Neidhardt